Kommentar: Leihfahrräder und die neue Mobilität

Redaktion: Dorian Lehmenkühler

Leihfahrräder für alle, E-Scooter, die einen schnell überall hinbringen, Autos auf Abruf. In den letzten Jahren hat sich bei unserer Mobilität viel getan. Und grundsätzlich finde ich das auch alles richtig super und würde es selbst gerne benutzen nur: ich kann nicht. Denn für all diese neuen Dienste bräuchte ich ein Smartphone mit Google oder Apple Software. Und das habe ich nicht und das möchte ich mir auch nicht extra dafür holen. Denn dass insbesondere Google den Datenschutz gerne für „Features“ weg lässt ist für niemanden neu. Und auch Apples Systeme sind eine leider undurchsichtige Blackbox. Das ist soweit ok und alle, für die das kein Problem ist, können es ja gerne benutzen. Zum Problem wird es für mich aber, wenn diese Dinge Voraussetzung sind, um überhaupt öffentliche Infrastruktur nutzen zu können. Dann stehe ich nämlich vor der Wahl: Datenschutz oder Mobilität. Beides zusammen geht nicht.

Das klingt vielleicht erst mal vor allem nervig, ist aber Teil eines größeren Problems: nämlich dass immer mehr Teile unserer Infrastruktur nur noch dann funktionieren, wenn man gleichzeitig seine Daten dafür hergibt. Mindestens an Google und Apple, aber auch an den meist externen Betreiber der App und alle Unternehmen, deren Tracker der Betreiber eingebaut hat. Bei der Bielefelder Bike-Sharing Andoird-App sind das zum Beispiel Google und Facebook. Und das, obwohl diese Angebote öffentlich finanziert und von der Stadt als Teil des ÖPNVs betrieben werden. So wird eine Welt gebaut, in der wir für Teilhabe am öffentlichen Leben komplett gläsern gegenüber Tech-Firmen werden, die jederzeit Wissen können, wann, wo und mit wem wir uns wie treffen. Ganz abgesehen von den Angriffs- und Überwachungsmöglichkeiten für Hacker*innen und autoritäre Regierungen, die solche Systeme öffnen. Deshalb werde ich wohl leider erst mal auf die neue Mobilität verzichten, und hoffe auf eine Stadt, in der Dinge die von allen bezahlt werden auch für alle da sind. Und nicht für die kapitalistischen Interessen der Tech-Monopolisten.

 

 

Mehr Infos zum Thema findet ihr in den Texten der verlinken Gruppen, dem Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V., Digitalcourage und dem technik-kritischen Kollektiv capulcu.