Studierendenvertreterin: “Um BAföG zu bekommen, musst du richtig, richtig arm sein”

Moderation: Steven Hartig Redaktion: Steven Meier Assistenz: Ann-Kathrin Spanke Gäste: Carlotta Kühnemann

Es sind BAföG-Versprechen, die die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek pünktlich zur Bundestagswahl ankündigt: Die Förderhochstdauer solle flexibilisiert und die Altersgrenzen künftig erhöht werden, so Karliczek in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Das BAföG müsse ihr zufolge die neuen Bildungsbiographien besser abbilden.

Die Bundesbildungsministerin sei “die letzte Person, die jetzt plötzlich auch auf diese fantastische Idee gekommen ist”, kritisiert Studierendenvertreterin Carlotta Kühnemann vom freien zusammenschluss der student*innenschaften (fzs) im Interview mit Hertz 87.9. Der fzs vertritt laut eigenen Angaben über 900.000 Studierende in Deutschland.

Kühnemann bekräftigte die langjährige Forderung des fzs, das BAföG familienunabhängig zu gestalten. Das Grundproblem sei, dass hinter der BAföG-Idee die Verpflichtung stehe, dass die Familie die erste Ausbildung mitfinanziert. Dieses “konservative Familienbild” existiere überhaupt nicht mehr in der Realität, kritisiert Kühnemann. Nach ihren Vorstellungen solle das BAföG zudem in einen Vollzuschuss verwandelt werden. Die “Angst vor Verschuldung” würde viele Studierende aus nicht-akademischen Elternhäusern abhalten, BAföG zu beziehen bzw. überhaupt ein Studium aufzunehmen.

Mit Blick auf mögliche BAföG-Reformen einer nächsten Bundesregierung zeigt sich Kühnemann aber wenig optimistisch: “Wenn die CDU das Bundesministerium für Bildung und Forschung behält, dann wird sich vermutlich nichts ändern, weil sich da auch die letzten Jahre nichts geändert hat.”

Das Interview wurde geführt am 6. August 2021.