Die Burschenschaft Normannia Nibelungen und die Hintergründe ihrer rechten Ideenwerkstatt
Bereits vor der AFD Demo gibt es am Samstag eine Kundgebung gegen die 12te „Bielefelder Ideenwerkstatt“ der rechten Burschenschaft ‚Normannia Nibelungen‘. Zu der Ideenwerkstatt sind dieses Jahr Jürgen Elsässer (Chefredakteur Compact Magazin / Kopp Verlag) und Martin Sellner (Vorsitzender der Identitären Bewegung Österreich) als Referenten eingeladen. Doch was genau ist die Bielefeler Burschenschaft Normannia Nibelungen überhaupt? Wir haben die Hintergründe beleuchtet:
Die Schloßhofstraße in Bielefeld ist eine gewöhnliche Straße im Bielefelder Westen. Hier reiht sich Reihenhaus an Reihenhaus. Doch betrachtet man die Hausnummer 96 genauer, fällt das Haus aus der Reihe. Ein großer Fahnenmast steht auf dem Grundstück und die Fassade ist mit einem Wappen verziert. Das ist das Verbindungshaus der Bielefelder Burschenschaft Normannia Nibelungen. Von ihren Mitgliedern beschrieben gelten Burschenschaften oft als Ort, wo Männerfreundschaften geschmiedet werden und viel Bier getrunken wird. Laut Frederik Clasmeier von der Mobilen Beratung gegen Rechts stecken hinter den Nibelungen aber mehr als nur Bierselige Abende:
„Bei der Normannia Nibelungen handelt es sich um eine Burschenschaft und damit hat sie die wesentlichen Merkmale die Burschenschaften generell haben. Sie ist ein Männerbund, es ist ein Lebensbund. Sie gehört zu den deutschen Burschenschaften das heißt zu den ganz klar sich rechts außen positionierenden Burschenschaften die ein rassistisches völkisches Nationenverständnis haben.“
Die Normannia Nibelungen siedelte sich bereits 1959 an der damaligen Ingenieursschule in Bielefeld an. Doch erst seit jüngerer Zeit vertritt die Burschenschaft nicht nur extrem konservative Positionen, sondern versucht Verbindungen zur extremen Rechten aufzubauen. Hertz 87.9 Redakteur Mario Sarcletti berichtete bereits 2005 von einer Demonstration gegen die Normannia Nibelungen aus diesem Anlass:
„Die Demonstration hier richtet sich dagegen, dass es eine Verbindung gibt vom Haus der Normannia Nibelungen zu den extremen Rechten. Diese Verbindungen das sind Referenten die eingeladen werden von der Normannia Nibelungen. Es gab da zum Beispiel im Jahr 19999 einen Vortrag des NPD Anwalts Horst Mahler.“
2005 fand auch die erste so genannte Ideenwerkstatt der Burschenschaft statt. Die Ideenwerkstatt ist laut Clasmeier der Versuch einer Theorie- und Strategiebildung der extremen Rechten:
„Dabei ist das Spektrum an Themen mit denen sich dort beschäftigt wird relativ breit. Dabei ist auffällig das in dem (Veranstaltungs-)Titel es als offene Fragen gestellt wird, als offenen Diskurs. Bei den Referenten die Ausrichtung aber immer sehr klar ist“
Mit dieser Namensgebung wird bewusst ein konservatives Publikum angelockt um es mit rechtsextremen Positionen vertraut zu machen. Vergangenes Jahr beispielweise wurde die Ideenwerkstatt unter dem Titel „200 Jahre Burschenschaft – Freiheit, die wir meinen!“ veranstaltet. Dies klingt nach einer harmlosen Veranstaltung, doch bei genauerer Betrachtung der Referenten ergibt sich ein anderes Bild. Zum Beispiel kommen Referenten wie Udo Ulfkotte zu Wort. Ulfkotte tritt auf Pegida-Veranstaltungen auf und hat Bücher mit Verschwörungstheoriecharakter wie „Die Asylindustrie“ oder „Mekka Deutschland“ veröffentlicht. Clasmeier sieht eine Strategie bei der Rednerauswahl:
„Die Burschenschaft versucht bei ihren Veranstaltungen sowohl Referenten mit klaren extrem rechten Positionen zu buchen als auch immer wieder Referenten zu engagieren die eben nicht aus der klassischen extremen Rechten kommen sondern die eher aus dem konservativen Bereich kommen. Um da so das Spektrum zu erweitern.“
In der Vergangenheit sprachen so auf der Ideenwerkstatt Politiker mit konservativen oder sogar liberalen Ansichten, die getäuscht wurden durch den vermeintlich versprochenen offenen Dialog. Im Endeffekt werden so extrem Rechte politische Positionen mit Konservativen vermengt. Die Burschenschaft versucht so einen Brückenschlag zwischen Konservatismus und Rechtsextremen Positionen. Dieses Jahr findet die Ideenwerkstatt unter dem Titel „No Border. No Nation. Utopie oder realistisches Zukunftsmodell?“ statt. Sprechen werden Jürgen Elsässer, der Chefredakteur vom rechtspopulistischen Monatsmagazins Compact und Martin Sellner, der Chef der Identitäten Bewegung aus Österreich. Politikwissenschaftler ordnen die Identitäre Bewegung als eine neue Spielart des Rechtsextremismus ein. Ob diesmal auch bürgerliche Referenten auftreten werden ist noch nicht bekannt. Die Normannia Nibelungen veröffentlicht nicht mehr alle Redner im Vorfeld. In der Vergangenheit sagten konservative Redner ihren Aufftritt oft ab, wenn ihnen klar wurde, neben wem sie sprechen sollten.
Am Samstag wird nicht nur die Ideenwerkstatt der Normannia Nibelungen eröffnet, sondern auch die AFD wird ihre erste Kundgebung in Bielfeld abhalten. Diese Überschneidung ist laut einer Pressemittelung der Burschenschaft zufällig. Wiebke Esdar vom Bielefelder Bündnis gegen Rechts zweifelt an dieser zufälligen Überschneidung:
„Das wirkt schon recht merkwürdig, dass das nur ein Zufall sein soll. Das die also nichts miteinander zu tun haben. Das vor allem glauben wir nicht. Weil wir auch von den Rednern der AFD Demo zwei haben die in Burschenschaften aktiv sind. Beide sind unter dem, also Normannia Nibelungen und deren Burschenschaften, unter dem Dachverband deutsche Burschenschaft, das sind die mit dem Arierparagraph in der Vergangenheit sehr viel Aufmerksamkeit erregt haben.“
Ob Zufall oder nicht – Samstag geben sich also zwei Organisationen mit rechtsextremer Gesinnung unter bürgerlichen Mantel, die klinke in die Hand. Das Bielefelder Bündnis gegen rechts steht also vor dem zweifelhaften Glück, mit einer Demo direkt gegen zwei Gruppen demonstrieren zu können.