R ist zackig, L ist glatt
Sprecher*innen unterschiedlicher Sprachen empfinden das gerollte R als rau und den Laut L als glatt. Eine Studie des Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft zeigt, dass Menschen ähnliche haptische Sinneseindrücke mit denselben Lauten verbinden. Das untermauere, dass bestimmte Klänge eine Ähnlichkeit zu dem darstellen, was sie bedeuten. Hertz 87.9 Redakteurin Mia Flatt mit den Einzelheiten.
Sprecher*innen assoziieren bestimmte Sprachlaute mit bestimmten Formen. Das ist in der Forschung schon länger bekannt. Dass Sprachlaute auch Tastsinneseindrücke hervorrufen, ist eine neue Erkenntnis. Etwa 9 von 10 Studienteilnehmenden assoziieren das gerollte R mit einer rauen, den L-Laut mit einer glatten Oberfläche. Das sei so viel, dass es nicht durch Zufall zu erklären sei. Auch Sprecher*innen des Japanischen oder Koreanischen würden diese Assoziationen teilen. Das sei deshalb spannend, weil es in den Sprachen keinen Bedeutungsunterschied zwischen dem gerollten R und dem L-Laut gebe. Die Ergebnisse der Studie untermauern die Bedeutung der Ikonizität von Lauten. Damit ist die Ähnlichkeit bestimmter Klänge gemeint, mit dem, was sie bedeuten. Der Buchstabe K klingt zum Beispiel kantig. Das W eher weich. Dass sich Wörter wie “kantig”, “weich” oder “rau” entwickelt haben, könnte also daran liegen, dass sich ihre Laute kantig, weich oder rau anfühlen.